Notizbucheintrag vom


Heute hätte ich gar nicht vor die Tür gehen dürfen; dann wäre ich der Vielzahl der deutschen Idioten wenigstens nicht gewahr geworden, aber ich brauchte Tabak und Kaffee, denn von beidem Waren nur noch Krümel vorhanden, tja, und so treiben einen die Süchte eben ins Verderben. Ich ärgere mich verdammt nocheins vor allem aber, daß ich mich nun leider zu denen dazuzählen muß, ich verdammter Idiot; mir einredend, ich bräuchte irgendwas, weil es mir daran fehlte und Nachschub müsse gekauft werden. Klar, daß hunderte Idioten dasselbe dachten, Samstags um 10 Uhr morgens. Nie gehe ich sonst um 10 irgendwo einkaufen, sondern entweder um 7 oder um 22 Uhr oder ansonsten gehe ich im Vorbeigehen einkaufen, wenn da gerade keine Schlange ist. Dann kaufe ich ein bis vier Artikel von denen ich weiß, daß sie sehr bald oder bereits aufgebraucht sind und nehm die eben mit. Daher ärgere ich mich schon darüber, daß ich da nicht vorgesorgt habe und jetzt mich genauso verhalte wie das andere Vieh. Lediglich brauchten die auch noch eine Vielzahl anderer Waren, wie Schmierkäse, Batterien, Marmelade, Wurst, Butter, Erbsen, Nudeln, Suppengrün, Joghurt, Hornhautpflaster, Spüli, Gehacktes vom Rind, bunte Klokugeln und – eine Melone.
Ja die Melone, die hatte heute jeder dritte im Einkaufswagen. War wohl in der Werbung. Daß zwei Leute die Melone mal wieder nicht abgewogen haben, konnte ich ja noch nachvollziehen. Seit wann muß man auch Melonen vorher abwiegen? Also mußten die Kassiererien das wieder tun. Und was sagt die Kundin als die Melone dann gewogen wieder vor ihr lag? Was so teuer, nein die möchte ich nicht. Ja, was hat sie denn gedacht, was die kostet, als sie die Melone noch in den Einkaufswagen legte. (manche sagen hier „lag“ so weit sind wir gekommen) Die Kassiererin am andern Laufband bekam das mit und reagierte auf ihren Melonenheini anders als ihre Kollegin, indem sie nicht für ihn zum Abwiegen ging, sondern ihn bat, es selber zu tun. Achso und welchen Knopf muß ich denn dann drücken? fragt der auch noch. Da habe ich mich gefragt, entweder ist der Supermarkt zu doof, seine Ware vernünftig auszuzeichnen oder die Kunden zu doof, Schilder zu lesen. Ich kann sowieso nicht verstehen, wie man alle diese Waren an einem Tag einkaufen kann. Das finde ich krankhaft. Unter meiner Führung gäbe es auch keine Einkaufswagen, sondern kleine Körbe, in die eben nur soviel reinpasst, wie man tragen kann. Wer drei Kilo vom Rind braucht, muß eben auf was anderes verzichten. Und wer drei Kilo vom Rind kauft, braucht sowieso keine Melone zu kaufen. Was soll das auch sein? Das Gegengewicht auf der Waage des schlechten Gewissens? Meiner Meinung ist das Verschwendung, nicht nur vom Rind sondern vielmehr von Melonen. Und diese Typen sind es dann auch, die den ganzen Verkehr aufhalten. Wär ich mal gar nicht vor die Tür gegangen.