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Es gibt ja ein paar Männer, die trugen schon vor mindestens 3-5 Jahren einen Vollbart. Das war mir immer einerlei. Vor etwan zwei Jahren* aber mehrte sich ihre Zahl ein wenig, um nicht zu sagen gering „fügig“. Nunmehr, sozusagen in der letzten Zeit, kommen mit einem Male Etliche hinzu, die plötzlich ein bräsiges Bartgewüchse im Gesicht stehen haben; in verschiedensten Auswüchsen oder Designs, dazu barköpfig oder nicht und ohngeachtet aller kulturellen Herkunft, bzw. gesellschaftsgeopolitischen Zugehörigkeit.

Ich belasse es mal bei dieser urteilslosen Feststellung. Es würde sich ohnehin niemand wirklich darum scheren.

Worterklärung zum besseren Unverständnis:

Schembart: „Gesichtsmaske , s. Schönbart¹. Schemen (grch.), wesenloses Schattenbild“ (Brockhaus‘ Kleines Konversation-Lexikon, Leipzig: F.A. Brockhaus 1906, S. 66933 und Brockhaus‘ Kleines Konversations-Lexikon, Berlin: Directmedia Publ. 2001)

¹Schönbart: „entstellt (lol, Anm.d. Autors) aus dem ältern Schembart (althochdeutsch scema, Larve), Maske mit Bart ; Schönbartlaufen, Schönbartspiel“ (Brockhaus‘ Kleines Konversation-Lexikon, Leipzig: F.A. Brockhaus 1906, S. 67885 und Brockhaus‘ Kleines Konversations-Lexikon, Berlin: Directmedia Publ. 2001)

oder siehe auch: Duden Online, Wortsuche Schembart/ Schembartspiel/ Schembartlaufen


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Ein ganz viel schlimmerer Modezwang erscheint mir derzeit aber der allgemeine Spleen mit den vollen Bärten zu sein, den schon jeder siebte Jüngling neuerdings trägt und hegt und pflegt, als wäre es ein von Alters her wegen lang gepflegter Kräutergarten zum Kraulen und Verweilen, obwohl ihm noch das unbestäubte Grüne hinter den Ohren wuchert, worein eigentlich die triebigen Frühlingsbienchen herumsummsen! Lieber sollte er denen Bienchen doch was nachahmen, solang er noch jung ist, statt jetzt schon auszusehen wie der Prophet Jesaija! Was hat demnach ein großer Vollbart an so einem Grünspan zu suchen? Wenn es doch nur so wäre, daß dieser Pimpf sich einen Bart hat wachsen lassen müssen, weil er vierzig Täge in der Wüste gedauret!

Überall sieht man sie ja derzeit herfürkommen, und sie sehen sogar von der Bekleidung her so aus, als wären sie leibhaftig aus den Schaukästen gestiegen, da weiß man gar nicht mehr, welches Conterfei eigentlich wen in den Bann gezogen hat. Da stehen und sitzen sie dann überall, die einen mit Bärten braun bis schwarz, die anderen mit Bärten blond bis rot, dabei unterscheiden sich genauso voneinander, wie sich allenfalls die Volksfront von Judäa von der judäischen Volksfront unterscheidet! Die andern hinwider hängen irgendwo zwischen fast intellektuell bis pervers fest und glänzen mit glattgewachsten Designerbärten oder sonstwie hochaccurat rausgeschnitzten Guillotine-Gesichtern hervor, als wären es alle Kreativlinge, die ihre eigene Herren-Mode erschaffen hätten.

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